Fernwärme: „Ökologisch ein Sanierungsfall, ökonomisch eine Gelddruckmaschine“

Der Energieexperte Ben Schlemmermeier von der Berliner LBD Beratungsgesellschaft hat am Freitag ein Gutachten zur Hamburger Fernwärmeversorgung vorgestellt. „Man kann sagen, dass das Unternehmen ökologisch ein Sanierungsfall ist, ökonomisch aber eine Gelddruckmaschine“, so Schlemmermeier zur Hamburger Fernwärmeversorgung.

Die Hamburger Fernwärme verursacht demnach etwa 9 % der gesamten Co2-Emissionen der Stadt. Der Grund: Die Fernwärmeanlagen werden größtenteils mit Kohle als Brennstoff befeuert. Die Behauptung Vattenfalls, mit der Entscheidung für die Fernwärme würde ein Haushalt 1 t CO2 pro Jahr sparen, sei falsch. De facto enthält die Hamburger Fernwärme 1,5 mal so viel CO2 wie die Alternative, einen Erdgas-befeuerten Brennwertkessel ins Haus zu bauen.

Schlemmermeier geht davon aus, dass Vattenfall das geplante Gaskraftwerk nicht bauen wird, da es laut Vertrag unter dem Vorbehalt der Wirtschaftlichkeit steht. Derzeit werden reihenweise Gaskraftwerke abgeschaltet, weil sie nicht wirtschaftlich sind. Die Vattenfall-Bosse in Stockholm werden nach dem Desaster mit Moorburg kein weiteres Verlust-Kraftwerk genehmigen.

Als wirtschaftlich bessere Alternative kämen mehrere kleinere Heizkessel oder größere BHKW, beide mit hoher Effizienz, in Frage, wie es Kiel plant. Wichtig ist, dass die Temperatur im Fernwärmenetz gesenkt wird.

Aber auch für den Hamburger Haushalt haben die Fernwärmekraftwerke und –Netze großes Potenzial. Ben Schlemmermeier zur Wirtschaftlichkeit dieser Unternehmen: „Im Netzbetrieb macht Keiner Verlust. Das Regulierungssystem ist Kosten plus Gewinn.“ 2009 betrugen Vattenfalls Gewinne alleine mit der Fernwärme 100 Mio. Euro. Die Ursachen für die hohen Gewinne sind die niedrigen Kosten bei der Wärme Erzeugung bei hohen Preisen für den Verbraucher.

Gleichzeitig kritisiert der Energieexperte die 25,1-%-Beteiligung des Senats am Vattenfall-Fernwärmenetz. Die Stadt habe den von Vattenfall aufgestellten Wert von 325 Mio. Euro nie geprüft. Schlemmermeier: „Niemand würde mehr als 300 Mio. Euro in die Fernwärme investieren, ohne bis in die letzte Schraube geprüft zu haben, ob das Unternehmen das überhaupt wert ist.“

Pressemitteilung UNSER HAMBURG – UNSER NETZ vom 6. September 2013
Fernwärmegutachten: Umstrukturierung unverzichtbar

Informationsflyer zur Fernwärme von UNSER HAMBURG – UNSER NETZ.

Hamburger Abendblatt Online am 6. September 2013
Gutachter wirft SPD-Senat Fehler bei Netzkauf vor