Mail Nr. 2 vom Energie-Experten zur Rentabilität der Energienetze

Diese Woche haben UNSER HAMBURG – UNSER NETZ zwei elektronische Nachrichten des Stromnetz-Experten Kurt Berlo erreicht. Berlo ist dort Projektleiter der Forschungsgruppe Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. In seiner Studie Stadtwerke-Neugründungen und Rekommunalisierungen Energieversorgung in kommunaler Verantwortung hat er neu gegründete Stadtwerke in einem Zeitraum von acht Jahren untersucht. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass sich für Kommunen durch Rekommunalisierungen sehr gute energie- und kommunalwirtschaftliche Chancen eröffnen.

In der ersten Mail hebelte der Experte die Argumente aus, die der Erste Bürgermeister Hamburgs Olaf Scholz im Abendblatt-Interview gegen den Netzerückkauf vorbringt.
Am Samstag, nur ein Tag vor dem Volksentscheid, hat uns diese Mail zur Rentabilität der Stromnetze vom Stromnetz-Experten aus Wuppertal erreicht:

Hallo UNSER HAMBURG – UNSER NETZ,

Zur Frage, ob ein Stromnetz rentabel betrieben werden kann, sollte man
sich folgende Zusammenhänge klarmachen:

Aus der Perspektive eines Kaufmanns gilt: Jeder Stromnetzbetreiber befindet sich in einer wettbewerblichen Ausnahmesituation. Er besitzt faktisch eine Monopolstellung und ist bei seinem operativen Geschäft keinerlei Konkurrenzwettbewerb ausgesetzt. Das heißt, jede Kilowattstunde Strom, die an Hamburger Endkunden geliefert wird, muss durch sein Netz geleitet werden. Der Hamburger Netzbetreiber erhält für jede gelieferte kWh ein Netznutzungsentgelt. Es gibt für ihn kein Unternehmen, das ihm Kundschaft wegnehmen kann. Das unternehmerische Risiko für den Netzbetrieb hält sich aus diesem Grund in ganz engen Grenzen.

Aus der Sicht eines Matjeshändlers auf dem Hamburger Fischmarkt, der
konkurrenzfähige Fischpreise kalkulieren muss, damit die Kunden seine Matjes auch kaufen, ist das Geschäftsmodell Netzbetrieb wie eine Lizenz zum Geld drucken. Daraus folgt: Jeder, der das unternehmerische Risiko eines
Netzbetreibers als sehr hoch einschätzt, hat wenig oder keine Kenntnis von den Gesetzmäßigkeiten und Rahmenbedingungen der leitungsgebundenen Energiewirtschaft.

Wegen dieser wettbewerblichen Ausnahmesituation hat der Gesetzgeber die Netzregulierung eingeführt, damit der Netzbetreiber seine Monopolstellung nicht ausnutzt. Mit der Zuteilung von Erlösobergrenzen durch die Bundesnetzagentur wird dem Netzbetreiber eine Rendite zwischen 7 und 9 Prozent zugestanden. Damit bekommt der Netzbetreiber den Anreiz, eine effiziente Betriebsführung zu organisieren. Schafft er es, effizienter als der Branchendurchschnitt zu wirtschaften, kann er sogar eine entsprechend höhere Rendite realisieren.

Das ist vereinfacht ausgedrückt der gewollte Mechanismus der Anreizregulierung. Von einem solchen „unternehmerischen Risiko“ können nicht nur in Hamburg alle ehrbaren Händler und Kaufleute nur träumen.

Beste Grüße

Kurt Berlo

Trotz der wissenschaftlichen Erkenntnisse der Stromnetz-Forscher vom Wuppertal Institut und der 48-Millionen-Gewinne – die Vattenfall alleine mit dem Stromnetz alleine hat -, bezeichnen die Senats-SPD und das Nein-Bündnis den Netzrückkauf noch immer als Risiko.